Mein Fasten-Tagebuch

22. Juli 2025: Warum ich faste

Egal was wir essen, überall befinden sich künstliche Farbstoffe, künstliche Geschmacksverstärker und natürlich industrieller Zucker drin. 
Man möge sich nur mal Ketchup angucken. Während die Tomate ein völlig natürliches Produkt ist, ist im Ketchup alles Mögliche drin, aber nicht nur reine Tomate. Nun esse ich kein Ketchup, aber egal welches Beispiel wir nehmen, es ist schlicht überall zu viel Zucker drin. 

Was passiert, wenn wir immer wieder künstliche Geschmacksstoffe, Farbstoffe und Zucker zu uns nehmen? Wir desensibilisieren uns selbst für Geschmack und wir dürsten nach Süssigkeiten, denn Industriezucker macht uns aus ganz banalen, industriellen Gründen süchtig. Wir vergessen, wie die Dinge wirklich schmecken, weil wir sie kaum noch essen wenn wir Hunger haben, sondern nur weil sie da sind und uns durch Geschmacksverstärker und Zucker verführen.

Könnt ihr euch wirklich an den Geschmack eines guten Steaks erinnern? Medium rare? Man weiss, dass es schmeckt, aber es schmeckt nie mehr so gut wie beim allerersten Mal. Weil man da den Geschmack noch richtig wahrgenommen hat. Man isst Schokolade oder Obst so nebenher. Man schaut kaum noch hin, was man isst und am Ende weiss man kaum noch, ob es geschmeckt hat. Manche Kinder wissen nicht einmal, wie echtes Gemüse schmeckt!

Ich möchte jährlich zehn Tage fasten, um mich selbst vom industriellen Zucker wegzubringen, um mich wieder daran zu erinnern, wie Dinge wirklich schmecken, um mich daran zu erinnern, was Hunger eigentlich ist, denn sind wir mal ganz ehrlich, wie oft essen wir denn tatsächlich noch, wenn wir wirklich Hunger haben? 
 
Ich nenne es weder Heilfasten noch Detox, noch gebe ich ihm irgendein anderen lustigen Namen. Ich möchte mir des Essens wieder bewusst werden und vom industriellen Geschmack wegkommen, nur das sind meine Gründe. Jeder, der mal gefastet hat weiss, was ich meine und ich freue mich tatsächlich, nach den 10 Tagen das erste Stückchen Obst zu essen, denn ihr könnt euch kaum vorstellen, wie gut und süss Obst wirklich schmeckt, wenn man sich erstmal vom Zucker entwöhnt hat.

Fasten ist ein guter Neustart, um sich selbst und seine Essgewohnheiten zu hinterfragen. Du bist, was du isst. Natürlich kann das Fasten auch der Anfang für eine komplett neue Lebensweise sein, vegetarisch, vegan oder einfach nur um eine Diät zu beginnen, sei es ärztlich verordnet oder eben um Gewicht zu verlieren. Letztendlich zeigt es einem seine Willenskraft und das damit verbundene Durchhaltevermögen auf und das kann einem auch irgendwie eine Lehre sein, so ganz für sich selbst. 

Wie ich nach den 10 Tage weitermache, weiss ich noch nicht, denn ich weiss doch auch gar nicht, ob ich es überhaupt schaffe. 


23. Juli 2025: 1. Tag 

10 Uhr

So, da ist er nun, der erste Tag meines Fastens, der eigentlich der zweite ist, denn gestern hat es ausser einem Joghurt, ein paar Heidelbeeren und einer Birne schon nichts mehr zu essen für mich gegeben. 

Ich habe mich zwei Tage darauf vorbereitet, man muss das Essen langsam herunterfahren. Man kann ja nicht einfach aufhören zu essen, das funktioniert nicht. Ich habe inzwischen sieben Jahre nicht mehr gefastet. Ich kann mich an das letzte Mal in Dubai gut erinnern und irgendwie kam mir danach immer das Leben dazwischen. Finde mal zehn Tage, wo du einfach nichts isst. Im normalen Berufsleben ist das fast nicht möglich, man muss also Urlaub haben. Möchte jemand im Weihnachtsurlaub fasten? Ich bin ja manchmal schon ein bisschen sadistisch unterwegs, aber so sadistisch bin ich auch wieder nicht. Ich habe Probleme mit meinem Magen aufgrund eines Zwerchfellbruches, das heisst ich habe keine Magenklappe, die die Magensäure unten hält. Das führt zu Sodbrennen, wenn man nichts isst, weil dann zu viel Magensäure produziert wird. Ich muss also einmal am Tag irgendetwas zu mir nehmen, was mein Magen verdauen kann, damit das Sodbrennen nicht überhandnimmt. Ich nehme dafür Ayran, weil der gleichzeitig auch noch das Salzlevel auf einem guten Niveau hält. 

Ausserdem bin ich mit einem niedrigen Blutdruck geboren und muss wegen möglicher Unterzuckerung spätestens alle 3 Stunden etwas essen, damit mir nicht schwindlig wird oder ich einen Kreislaufkollaps habe. Dafür nehme ich während des Fastens einmal am Tag 200-300ml Saft und den trinke ich dann, wenn die schwarzen Punkte vor meinen Augen auftauchen, ein klares Zeichen für beginnende Unterzuckerung. Meinen morgendlichen Espresso darf ich glücklicherweise zu mir nehmen und aufgrund der Unterzuckerung nach dem Schlafen mache ich dort einen Würfel Zucker rein. Zu jedem Saft, Ayran und Espresso trinke ich 500 ml Wasser, und zwar direkt danach. Den restlichen Tag nehme ich nur Wasser zu mir, eventuell noch ungesüssten Tee, das aber vermutlich erst am dritten Tag, wenn der schlechte Geschmack im Mund nicht mehr wegzuleugnen ist. 

Für mich waren immer der zweite und dritte Tag am schlimmsten. Du kannst das Schnitzel förmlich riechen. Es ist nicht im Raum, aber es ist so präsent, das ist unvorstellbar. Ich werde am zweiten Tag vermutlich darüber nachdenken, mir eine Vanilleeiskugel in meinen Espresso rein zuschmeissen.... Affogato, wie sehr wird es mich danach dürsten, aber ich werde vermutlich durchhalten, die ganze Mühe, um es dann mit einer Eiskugel zu versauen? Neeeee.

Bis jetzt macht es mir noch nichts aus, zu fasten. Vielleicht hat das was mit meinem alten Wechseljahreskörper zu tun. Es ändern sich so viele Dinge. Um es mal für einen Mann zu erklären; die Gebärmutter teilt dem Gehirn mit, dass sie die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron nicht mehr in der gleichen Menge produzieren wird, wie vorher. Das Gehirn bedankt sich freundlich und belohnt die Frau dafür mit Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, Heisshunger und noch weiteren netten Geschenken, die kein Mensch braucht. Interessant an der Geschichte ist, dass beide Hormone, die dann nicht mehr in der gleichen Menge produziert werden, eigentlich den Appetit zügeln, denn solange das Weibchen gebärfähig ist, soll es ja schlank und attraktiv bleiben, aber eben nur so lange! Nicht mehr gebärfähig? Na, kein Grund schlank zu bleiben (Satire soll ich ja immer kennzeichnen, gelle?). Und der Appetit und Heisshunger, der dann kommt, hat nichts mit der Lust auf Obst oder Gemüse zu tun. Ich kämpfe hier also praktisch jetzt nicht nur gegen meinen inneren Schweinehund, sondern auch gleich noch gegen die Gelüste auf Süsses, die mir die Wechseljahre beschert haben. Aber was solls, ich bin ja keine Pussy, ich kriege das hin! 

Glaube ich zumindest jetzt noch, am 1. Tag und um 10 Uhr bin ich noch hoch motiviert!

14.30 Uhr

Bisher habe ich nicht an Essen gedacht, aber jetzt merke ich den Hunger ziemlich stark. Ich habe jetzt auch schwarze Flecken vor den Augen, was auf Unterzuckerung hindeutet, aber für den Saft ist es noch zu früh. Ich arbeite hier an meiner Webseite so vor mich hin, aber der Magen möchte ziemlich deutlich was zu essen. Das letzte „Kaubare“ war gestern gegen 17:00 Uhr, eine Birne. Ich bin also jetzt bei über 21 Stunden ohne feste Nahrung. Solange ich arbeite, kann ich Nebenwirkungen wie Hunger und die Flecken vor den Augen irgendwie ignorieren. Aber ich denke, ich muss mich spätestens um 17 Uhr hinlegen und eine Stunde schlafen, werde es aber auf mich zukommen lassen.
 
Ich weiss, dass ab dem dritten Tag kein Essen mehr nötig ist. Der Körper ist dann schon dermassen im richtigen Modus, dass weder der Anblick, noch der Gedanke, noch der Geruch von Essen irgendwie stört, man kann dann sogar in einen Supermarkt gehen, so zur Prüfung der eigenen Willensstärke. Der innere Schweinhund schläft dann friedlich in seiner Hütte und es kratzt einen überhaupt nicht mehr. Aber jetzt hab ich Hunger und das ist der Punkt, an dem ich weiter durchhalten muss.

22.00 Uhr

Ich musste mich nicht hinlegen, im Gegenteil, ich habe mit viel Passion mein erstes Malbuch für Erwachsene fertiggestellt. Ich habe keine Kopfschmerzen und das "Hüngerchen" hat bis 20.30 Uhr warten müssen, dann gab es schlückchenweise Ayran. Seit 29 Stunden habe ich nun keinerlei feste Nahrung mehr zu mir genommen und habe momentan noch keine negativen Auswirkungen. Ich arbeite und nebenher läuft im TV der Spielfilm Transformers 3. Macht es mir nichts, weil ich ohnehin viel weniger Kalorien und eine andere Ernährung benötige, seit ich in den Wechseljahren bin, oder kommt der grosse Hammer ab Morgen?

Ich habe keine Ahnung, bin selbst gespannt und werde es morgen hier berichten.
Tag 1 überstanden, Yippie-Ya-Yay Schweinebacke!

Gute Nacht!


24. Juli 2025: 2. Tag

10 Uhr

Da bin ich, ich lebe noch, und zwar erstaunlich gut!
Ich habe keinen Hunger, aber ich habe miserabel geschlafen. Ich habe überhaupt erst um 3.45 Uhr das Licht ausgemacht, aber Schlaf war nicht das, was mich dann bis zu meiner Kapitulation um 9.50 Uhr begleitet hat. Es war ein Desaster, ich hab’ teilweise alle paar Minuten auf die Uhr geschaut. Bedeutet das jetzt, dass, wenn ich wenig esse, meine senile Bettflucht noch schlimmer wird? Brauche ich dann praktisch gar keinen Schlaf mehr?

Ich bin mir sicher, heute Nachmittag reisst es mich völlig aus den Latschen, ich bin jetzt bei 43 Stunden ohne feste Nahrung und weniger als 3 Stunden Schlaf letzte Nacht, das kann doch gar nicht lange funktionieren. Und wenn doch, heisst das, dass alte Menschen weder Schlaf noch Nahrung benötigen? Entschlüssele ich hier gerade die Box der Pandora: ewiges Leben, ohne zu essen und mit zu wenig Schlaf? Gibt es das tatsächlich oder verscheissert mich mein Körper, weil ich ihm keine Nahrung gebe?

Was ich tatsächlich jetzt merke, ist die dauernde Unterzuckerung. Ich habe ständig schwarze Flecken vor den Augen und kann das wohl kaum noch aushebeln. Saft gibt es erst gegen 16 Uhr, bis dahin muss ich klarkommen. Gestern Abend habe ich mir den Geschmack und den Geruch eines Döners eingebildet. Ich hab’ dann erst mal meinen Untermieter angefunkt und gefragt, ob er Döner geholt hat oder ob er kocht..? Keins von beidem, schon am ersten Abend hat mir mein hungerndes Gehirn einen Streich gespielt, oder war es mein innerer Schweinehund, der mich zur Dönerbude locken wollte?

Ich bin heute Morgen voller Elan, ich will das Buch, das ich 2013 geschrieben habe (als es noch keine Ki gab), heute überarbeiten und neu veröffentlichen. Autorendrama heisst es, wenn ich es heute lese, wird mir wahrscheinlich schlecht werden über das, was ich da vor 12 Jahren verzapft habe. Gestern habe ich ein Manga-Malbuch für Erwachsene (für Männer vermutlich) fertig und zum Verkauf online gestellt, ausserdem zwei Planer erstellt und mache heute ein weiteres Malbuch für Kinder fertig und dann geht es an mein Buch. Irgendwann wird es mich umreissen, und bis das passiert, werde ich halt arbeiten, der TV-Typ bin ich ohnehin nicht. 
Das Gute ist, auch beim Fasten vergeht die Zeit wie im Flug. Ich hatte etwas Angst vor dem Start und nun bin ich schon mitten im 2. Tag! Only 7 days to go!

Ich melde mich zum Nachmittag wieder, wenn ich die Kraft habe, wenn ich es schaffe, wach zu bleiben, und wenn ich nicht angefangen habe, meinen Esszimmertisch anzuknabbern....

19 Uhr

Es ist erstaunlich, aber ausser einem etwas komischen Geschmack im Mund habe ich keinerlei Nebenwirkungen wegen des Fastens. Natürlich die Unterzuckerung, aber die habe ich auch so manchmal an Tagen, an denen ich nicht dazu komme, pünktlich eine Kleinigkeit zu essen. Ansonsten sitze ich hier und bin komplett erstaunt darüber, dass ich so gut durch die Anfangszeit durchkomme.

Es macht mir ein bisschen Hoffnung, dass es tatsächlich nicht schlimmer wird, aber der dritte Tag steht noch bevor und jeder, der mal gefastet hat, weiss: Das ist eigentlich der härteste Tag. Danach geht es aber dann bergauf, und zwar so, dass man glaubt, man bräuchte nie wieder feste Nahrung. Ich habe mich heute mehrfach gefragt, was ich noch esse, und dann fiel mir ein: Ich esse ja gerade gar nichts! Macht der Gewohnheit? Interessanterweise zieht es mich auch nicht an den Kühlschrank, oder das famose Naschkästchen. Beides beinhaltet Essbares, aber beides interessiert mich momentan kein Stück. Das Anfangen ist das Schwierigste, und da ich das geschafft habe, bringt mich jetzt nichts in Versuchung, mir das zu verderben. 

Ich werde zeitnah darüber nachdenken müssen, wie ich nach dem Fasten weitermache. Das Tolle ist: Wenn ich komplett durchhalte, dann ist der letzte Fastentag tatsächlich ein Neustart. Ich kann mir genau überlegen, wie ich mich in Zukunft ernähren möchte. Ich selbst stelle die Weichen, ob ich wieder in alte Muster zurückfalle oder es jetzt komplett neu angehe, aber nicht im Sinne von vegetarisch oder vegan – ich bin ein Fleischfresser, nichts geht über ein gutes Steak oder Schnitzel, aber so richtig viel Fleisch esse ich ohnehin nicht. Nein, mein Gedankengang ist: Sollte ich in Zukunft komplett auf chemisch hergestellte Produkte verzichten? Nur noch natürlich, so wenig industriell hergestellter Zucker wie möglich, Snacks und Kuchen wieder komplett alleine herstellen, nur mit natürlichen Zutaten usw.?
Als ich noch Kraftsport gemacht habe, habe ich genauso gelebt, gekocht und gebacken. Ich habe noch etliche Rezepte für Snacks auf Proteinbasis, mit Honig, Kokosöl und dunklem Schokoladenpulver. Tatsache ist aber auch: Fett ist ein Geschmacksträger. Es geht nichts über gute Butter, sei es aufs Proteinbrot oder eben beim Braten eines Schnitzels.

Naja, ich kann ja noch mindestens sechs Tage darüber nachdenken, wie es nach dem Fasten weitergeht, aber eins weiss ich ziemlich sicher: Es wird nun wieder jährlich ein Fasten geben. Heute kam mir sogar mal der Gedanke auf ein monatliches Fasten, und zwar immer die ersten 5 Tage im Monat. Herunterfahren, besinnen auf das Hungergefühl und das, was beim Essen wichtig ist. Kleine Sünden wieder ausgleichen und den Körper regelmässig entgiften, finde ich eine gute Option. Fastenroutine sozusagen, so lange, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es gibt so viele Möglichkeiten, und die kommen einem erst in den Sinn, wenn der Fokus komplett weg von dem Gedanken ist: Was esse ich als Nächstes?

Ich allerdings denke jetzt in der Tat darüber nach, was als Nächstes kommt, und das ist um 20.30 Uhr der Ayran. 250 ml, die ich 30 Minuten lang auskoste...und dann ist er schon fast vorbei, der 2. Tag, und bald sind es nur noch six days to go!

Bis morgen! 


25. Juli 2025: 3. Tag

13.30 Uhr

Ich bin jetzt bei 68 Stunden ohne Nahrung und fühle mich heute ein wenig blümerant, ich kann das nicht anders sagen, es ist so ein Gefühl der konstanten Schwäche, aber ich fühle mich dabei nicht schlecht. Im Gegenteil, ich bin auch heute motiviert, zu arbeiten, mein Buch endlich zum Verkauf online zu stellen und einfach normal weiterzumachen.
Blümerant ist ein merkwürdiger Zustand. Man ist da, aber irgendwie nicht mit der üblichen Kraft, man steht buchstäblich kurz vor einem Kreislaufkollaps, aber er kommt nicht. Müde bin ich aber nicht. Ich hatte gestern Nacht einen schlimmen Allergieanfall, musste dagegen eine Tablette nehmen und die macht schläfrig. Ich habe von 3 Uhr bis 9.30 Uhr relativ erholsam geschlafen, mit nur zwei oder drei kurzen Unterbrechungen. Glaubt mir, als Wechseljahresqueen ist das schon super im Vergleich zu anderen Nächten. 

Irgendwie stehe ich neben mir und beobachte mich auf so eine komische Art und Weise. Wie soll ich das nur ausdrücken?

Es war mir bewusst, dass dieser Tag irgendwann kommt, wenn man mit dem Fasten anfängt. Ich dachte, es würde am 2. Tag passieren, aber der 2. Tag war super. Aber heute muss ich aufpassen, wenn ich mich zu schnell bewege, den Kopf zu schnell drehe oder auch Treppen steige, weil ich heute tatsächlich schwach bin und eine falsche Bewegung massiven Schwindel hervorruft. Ich verfalle auch dauernd in Tagträume und starre vor mich hin, das finde ich wirklich merkwürdig. Soll ich sagen, ich bin motiviert, aber zu schwach? Hört sich blöd an, ist aber die beste Art, meinen heutigen Zustand zu beschreiben. 

Wird mich das Fasten heute in die Knie zwingen? Zwei Ehemänner haben das nicht geschafft... *lol*
Ich habe weder Hunger noch denke ich daran, es abzubrechen. Ich bin eher damit beschäftigt, mich selbst zu beobachten und zu verstehen, was heute los ist.

Komische Sache das, und vermutlich ist dieser Text auch komisch, aber das kann ich nicht ändern. Mal sehen, wie das heute noch weitergeht.

26. Juli 2025: 4. Tag

Schon der vierte Tag, wir haben jetzt 13:30 Uhr. 

Ich hatte gestern wirklich einen schlechten Tag.

Ich hab’ dann einfach aufgehört, herumzulaufen, weil der Schwindel mich begleitet hat. Bis 3:00 Uhr morgens habe ich noch an meinem Buch gearbeitet und habe dann bis um 8:00 Uhr geschlafen. Heute geht’s mir richtig gut, ich bin wach, ich bin fit, ich fühle mich nicht schwach. Gut, da ist ein Pelz auf meiner Zunge, aber nun, dass der kommt, habe ich gewusst, aber ansonsten keine Probleme. Es ist recht kühl draußen, und dafür bin ich dankbar. Ich wüsste nicht, wie Hitze meinem Kreislauf jetzt zusätzlich zusetzen würde. 

Heute möchte ich natürlich mein Buch bewerben und arbeite schon wieder daran. Dann möchte ich ein zweites Buch schreiben und meine vier Liebesromane fertigstellen. Ich bin hochmotiviert und ich würde so gern Kinderschokolade essen, aber das ist mein innerer Schweinehund, und ich werde einen Teufel tun, auf ihn zu hören. 

Ich habe mich entschlossen, ab September monatlich die ersten fünf Tage zu fasten. Dann kann ich tatsächlich die anderen 25 Tage relativ normal weitermachen und sorge an fünf Tagen im Monat dafür, dass ich alles wieder richtig herunterfahre. Allerdings wird es keine ganz normale Ernährung wie in der Vergangenheit mehr sein. Ich werde versuchen, prozessierte Lebensmittel zu vermeiden, wo ich kann. Tatsache ist, dass ich eigentlich weiß, wie es geht, weil ich mal Kraftsport betrieben habe, aber es ist mir irgendwie alles entfallen. Ich muss mich mehr darauf besinnen, was gut für mich ist, man wird ja nicht jünger, nicht wahr?

So als Wechseljahresqueen muss ich ohnehin jetzt konsequenter auf meine Ernährung achten, denn anstatt dass man mir die Gewichtszunahme erspart hätte, habe ich natürlich genau die bekommen. Wechseljahrkilos sind nicht einfach mit Diät zu bekämpfen, denn sie entstehen ja nicht durchs Essen, sondern durch die Hormonumstellung. Allerdings scheint bei mir der Höhepunkt des Ganzen nun erreicht und ich kann versuchen, durch konsequente Umstellung meiner Ernährung meine körperliche Verfassung extrem zu verbessern. Allerdings, Freunde der guten Unterhaltung, im Sommer werde ich trotzdem Spaghettieis essen. Es gibt ja irgendwo eine Grenze des Guten, und bei Spaghettieis mit Kirschsoße und Schokopuder hört der Spaß auf! Der Verzehr dieser Spezialität gehört für mich fast schon zur historisch-moralischen Pflicht, das war immer so und wird immer so bleiben. BASTA!

Und dieses Fasten ist wirklich gut für mich, auch wenn der Schweinehund sagt: "Hol dir Kinderschokolade. JETZT!"

27. Juli 2025: 5. Tag

14.00 Uhr

Um 17 Uhr sind es 5 Tage ohne Nahrung und ich habe weniger vor mir als hinter mir. 

Mein Schlaf ist eine Katastrophe. Ich kann bis 4:00 Uhr morgens aufbleiben. Ich bin nicht müde und könnte auch weiter aufbleiben, aber ich zwinge mich dann zu schlafen, und es dauert 30 Minuten, bis ich richtig einschlafe.
Braucht der fastende Mensch keinen Schlaf? 
Hat das Schlafen etwas mit dem Essen zu tun? 
Ich dachte, es gibt eine Mindestmenge an Schlaf, die der Mensch benötigt? 

Ich schlafe kaum noch richtig, seit ich aufgehört habe zu essen. Ich hatte vorgestern die 6 Stunden Schlaf wohl nur, weil ich eine Tablette nehmen musste, die ermüdend wirkt, sonst hätte ich vermutlich auch nicht richtig geschlafen. Über den Tag bin ich auch nicht übermäßig müde, sodass ich einen Mittagsschlaf machen müsste. Was mich aber konstant begleitet, ist die Unterzuckerung, also die schwarzen Flecken vor den Augen, die ich im normalen Alltag, wenn ich esse, durch Snacks alle 3 Stunden verhindere, weil ich ja weiß, dass ich chronisch unterzuckert bin. Jetzt ist das durchgehend präsent. Es ist aber nicht so, dass ich das Haus nicht verlassen und irgendwo hinfahren könnte, ich könnte alles Mögliche tun. Ich fühle mich völlig normal, nicht geschwächt, nicht hungrig, es ist mir nicht schwindlig. Ich lebe ganz normal, als wenn ich essen würde, aber ich tue es halt nicht. Heute Morgen brauchte ich noch mal ein Erkältungsgetränk, weil ich noch so ein wenig erkältet bin, aber das flaut jetzt auch ab. 

Ich protokolliere natürlich meine Gewichtsabnahme. Das ist deshalb wichtig, weil ich nicht ärztlich kontrolliert faste und die Gewichtsabnahme tatsächlich ein Indikator dafür sein kann, ob etwas falsch läuft, aber bei mir ist alles im Rahmen. Wenn man fastet, dann muss man Dinge kontrollieren. Man kann nicht vorgeben, als könnte man aufhören zu essen, und alles ist schick und schön, dafür ist der Mensch ja nicht ausgelegt. Er ist allerdings auch nicht für die konstante Überfütterung ausgelegt, die wir tagtäglich begehen. Ganz sicher kann ich sagen, dass das Fasten jetzt in dem Alter und in den Wechseljahren sich komplett anders darstellt als das Fasten, das ich kenne. In der Vergangenheit habe ich die ersten drei Tage immer furchtbar gelitten und dachte immer, dass ich es nicht schaffe. Den Gedanken, es nicht zu schaffen, hatte ich nicht ein einziges Mal, und da ich jetzt fast über die Hälfte drüber bin, gibt es keine Zweifel mehr, dass ich die neun Tage vollmache. 
Was werde ich am Donnerstagnachmittag um 17:00 Uhr zu mir nehmen, wenn die neun Tage vorbei sind? Ich nehme an, gar nichts! Ich werde bis Freitagvormittag warten und werde mir dann zum Frühstück einen Joghurt mit Obst gönnen. Ja, Freitag gibt’s zum Frühstück einen Joghurt mit frischen Heidelbeeren oder frischen Birnen oder mal sehen, was ich so finde, wenn ich am Donnerstag etwas einkaufen gehe, denn ich habe ja momentan keine frischen Lebensmittel zu Hause, die würden ja kaputtgehen. 

Jetzt noch aufgeben macht keinen Sinn mehr. Wenn man über die Hälfte geschafft hat, dann ist jetzt der Rest eigentlich nur noch die Kür nach der Pflicht. Mit dem offensichtlich herbstlichen Wetter draußen bei um die 18° und Dauerregen habe ich ohnehin keinen Grund, rauszugehen, und kann zu Hause rumschludern, das bezeichne ich jetzt mal als Glück.

Das war mein Bericht von heute. Es wird sich jetzt nichts Grundsätzliches mehr ändern. Insofern beschränke ich mich jetzt auf das Einmalige berichten pro Tag. 

Ich wünsche euch einen wunderschönen Sonntag.


28. Juli 2025: 6. Tag

Heute war der sechste Tag und eigentlich hat jetzt schon der siebte angefangen. 
Der sechste war um 17:00 Uhr vorbei. 

Ich könnte mal wieder einen anderen Geschmack im Mund gebrauchen. Wie hört sich das denn an? Aber es ist tatsächlich so, man bekommt so einen ganz komischen Geschmack im Mund, wenn man fastet, weil man natürlich nicht wirklich irgendwas kaut, ist ja auch klar.

Es gab sonst keine weltbewegenden Ereignisse, außer meinem Schlaf. Also Leute, der verdient den Namen Schlaf gar nicht. Ich habe das Gefühl, ich könnte die ganze Nacht aufbleiben. Das ist doch irgendwie falsch. Ich habe auch nicht einmal einen Mittagsschlaf gebraucht, obwohl ich einfach gar nichts esse. Bis heute waren es sieben Espresso, eine Tasse Kaffee, sechs Gläser Saft, sechsmal Ayran und ca. 15 l Wasser, und jetzt machen die anderen drei Tage auch nichts mehr aus, obwohl mich dieser Dönergeschmack ständig begleitet. Natürlich auch nicht toll, aber ob ich mir wirklich zeitnah einen Döner hole, möchte ich bezweifeln. So was esse ich nur 1–2 Mal im Jahr.

Es dauert nicht mehr lange, dann gehe ich ins Bett, und ein weiterer Tag geht wie im Flug vorbei, und dann am Donnerstag um 17:00 Uhr habe ich mein Ziel erreicht. Am Anfang denkt man, neun Tage Fasten dauern ewig, aber dann zwinkert man zweimal mit den Augen und zack, sind auch die vorbei. Es sind die ersten drei Tage, die sich ziehen wie Kaugummi, aber vermutlich nur, weil man ständig an Essen denkt und darauf wartet, dass die Zeit schneller vergeht, damit man über die schwere Phase schneller hinaus ist.

Mittlerweile sind es draußen nur noch 15 Grad und ich sitze mit Decke in meinem Wohnzimmer. Ob es kalt ist oder ich mich nur kalt fühle, könnte ich auch nicht genau sagen.
Sonst gibt es nichts Neues zu berichten, ist ja fast langweilig hier ...

Bis morgen.

29. Juli 2025: 7. Tag

15.45 Uhr 

Der siebte Tag, aber doch um 17 Uhr schon vorbei. 

Ich habe gestern Nacht um zwei geschlafen und zwar bis um neun Uhr heute Morgen durch. Anscheinend war ich doch erschöpft von der vielen Nichtschlaferei. Ich merke, dass ich genug habe, ich möchte wieder etwas essen. Ich werde durchhalten, vor allem, weil ich ja heute Abend eine Hühnerbrühe mit Eierstich essen darf, denn ich muss anfangen, mir das Essen wieder anzugewöhnen, und das tue ich ab heute, allerdings sehr langsam. Ab morgen Abend um 17:00 Uhr ist meine Fastenzeit vorbei. Ich werde aber trotzdem erst am Freitagfrüh einen Joghurt essen. 

Interessant ist, dass sich das Fasten komplett auf eine andere Art gestaltet hat als die letzten Male. Wenn ich aber mal angefangen und die ersten drei Tage geschafft habe, stellt sich nicht mehr die Frage, ob ich abbreche oder durchhalte. Wenn ich es anfange, halte ich es auch durch, aber es passiert so viel. Man denkt mehr nach und man verfällt in Tagträume, solange man wirklich noch mit dem Hunger hadert. Man ist nicht richtig wach, aber auch nicht wirklich müde. Zwischendurch kommen Schwäche und Schwindel. 

Ich finde, jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten mal fasten. Wenn es die Gesundheit zulässt, vielleicht nicht neun Tage, aber fünf. Einfach über diesen Punkt hinauskommen, bei dem der Körper Nahrung verlangt, und das passiert tatsächlich spätestens am Abend des dritten Tages. Interessanterweise habe ich immerzu Dönergeruch in der Nase, den Geruch von Döner. Ich habe aber schon monatelang keinen Döner mehr gegessen. Wenn ich ihn esse, dann ist es ohnehin nicht Döner, sondern Dürüm mit Schafskäse. Aber auch den hatte ich seit Monaten nicht. Wieso mein Gehirn mir den Duft von Döner vorgaukelt, ist mir nicht schlüssig. Einmal hatte ich Ziegenkäsegeschmack auf der Zunge, und zwar so intensiv, als hätte ich ihn gerade gegessen. Die Sinne sind in der Lage, einem die dollsten Dinge vorzugaukeln. 

Bis morgen 17:00 Uhr halte ich durch und dann ist das Fasten für 2025 beendet. So lange fasten werde ich vermutlich nächstes Jahr wieder, aber dieses Jahr, und wenn ich tatsächlich jetzt monatliches Fasten anfange, dann immer bis über den Punkt der kulinarischen Gelüste hinaus, also mindestens vier Tage und dann noch einen Tag länger. Ich glaube auch, dass es gesund ist, obwohl ich mich noch nie informiert habe, ob Fasten gesund ist oder nicht. Wie kann es ungesund sein, einfach mal herunterzufahren und aufzuhören, Nahrung als selbstverständlich anzusehen? Oder seine Geschmacksnerven mal wieder dazu zu bringen, Geschmäcker erneut richtig wahrzunehmen? Der Verzicht auf Zucker und Fett ist selbstredend gesund, und da es sich ja um einen festen Zeitrahmen handelt, sicherlich auch nicht gefährlich.

Heute Abend gehe ich tatsächlich auch raus und werde aktiv was unternehmen, weil ich mich gut fühle. Allerdings nehme ich natürlich Traubenzucker mit. Ich weiß ja nicht, was mein Kreislauf macht, und ich schreibe euch wieder morgen.

30 & 31 Juli 2025: 8. & 9. Tag

Finaleeeee, es ist geschafft!

Offiziell ist der letzte Tag, an dem ich faste, heute um 17:00 Uhr vorbei. 
Allerdings esse ich ja geringe Kleinigkeiten, aber natürlich gehören auch die Tage, an denen man wieder in Richtung Essen geht, noch zum generellen Fasten dazu. Die ersten zwei Tage, nämlich die, an denen ich runtergefahren bin, wurden nicht dazugerechnet. D. h., im Grunde esse ich jetzt schon seit elf Tagen sehr wenig oder eben gar nichts. Ich hatte jetzt aber auch echt die Schnauze voll. 

Was ich gestern nicht bedacht hatte, war, dass die Hühnerbrühe mit dem Ei Hunger hervorrufen würde. Denn der Magen hört ja nur auf zu knurren oder Hungergefühle zu entwickeln, wenn man überhaupt keine Nahrungsmittel zu sich nimmt. Dass ich beim Ayran kein Problem mit der Verdauung hatte, hat mich schon sehr gewundert, aber mit diesem blöden Ei in dieser Suppe habe ich mir den letzten Tag echt schwer gemacht. Aber gut, ich muss ja langsam ohnehin wieder essen, und mein Plan waren 8–9 Tage insgesamt, jetzt waren es fast elf, denn auch das, was ich an den ersten zwei Tagen gegessen habe, kann man an einer Hand abzählen. Da war zum Beispiel als Mahlzeit nur eine Birne dabei oder ein Joghurt mit Heidelbeeren, also auch nichts Weltbewegendes und in keinem Fall ein Döner! Jetzt ist der Geruch von Döner aus meiner Nase verschwunden. Jetzt, wo ich ihn in zwei Tagen wieder essen dürfte! Als ich es nicht durfte, konnte ich ihn fast vor mir liegen sehen. 

Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich jetzt monatlich fasten soll. Ich muss mir das gut überlegen, im August sicher nicht. Anfang September fahre ich nach Italien, da also auch nicht. Ob Mitte oder Ende September? Ich werde darüber nachdenken. 

Auch dieses Fasten war seine Erfahrung wert. Mich bereichert das. Wie man einen Kaffee schätzt, den man eigentlich liebt, aber in zehn Tagen nur zweimal getrunken hat, ist für jemanden, der nie verzichtet, fast nicht nachvollziehbar – für mich war es gut, auch einen banalen Kaffee mal wieder so richtig zu genießen. Mein Ziel wird es sein, auch nächstes Jahr zu fasten, allerdings nicht mehr im Sommer. Nun haben wir dieses Jahr keinen Sommer, der fällt ins Wasser, aber normalerweise wäre er mir zu heiß zum Fasten, obwohl ich dazu sagen muss, dass ich bei großer Hitze ohnehin wenig esse. Normalerweise geht das Fasten auf den Kreislauf, und da sind 35 °C nicht dienlich. Also eventuell wieder nächstes Jahr im Mai. Ich schaue mal, wie ich mich fühle. So weit kann ich nicht vorgreifen. 

Ich danke allen, die mein Fasten-Tagebuch gelesen haben, die sich dafür interessiert haben, die mich unterstützt haben, und wünsche euch, falls ihr es auch in Betracht zieht, frohes Fasten!

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